Während meines Praktikums beim DGB-Bildungswerk Thüringen in Erfurt bei der Gewerkschaft Erfurt entwickelten wir den Stadtrundgang Erfurt im Nationalsozialismus mit mehreren Stationen als praktische Übung. Wir waren einige Studenten aus verschiedenen Bereichen von der Universität Erfurt, Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen und Antifa-Interessierte. Ich las damals nochmal als Einstieg das große Buch „Geschichte der Stadt Erfurt“. Mir fiel damals ein kurzer Abschnitt in diesem Buch zur Organisation „Weltdienst“ in der Schillerstraße in der Nähe des Hauptbahnhofs Erfurt auf. Dieser Pressedienst wurde 1924 von einem Mitglied des deutschen Militärs Wehrmacht Ulrich Fleischhauer mit dem U. Bodung-Verlag in Erfurt gegründet. Dem voraus ging, eine lange Folge von Treffen von Antisemiten aus der ganzen Welt, die z.B. die Deportation aller Juden nach Madagaskar vorschlugen. Dieses Thema wurde seit 1885 in der Antisemiten-Szene diskutiert. Sie nannten ihre Treffen Antisemiten-Kongresse und ihre Bewegung Panarisch. Der Höhepunkt dieser antisemitischen Vereinigung war die Gründung des „Weltdienst“. Auch Hitler war diese Bewegung bekannt. Die Hauptaufgabe des „Weltdienst“ war die Herstellung, der Verlag und der Vertrieb eines monatlichen Newsletters ab 1933 in alle europäischen Länder, auch nach Afrika und Amerika zu anderen antisemitischen Bewegungen, die dort damals im Zusammenhang mit dem Kolonialismus gegründet worden waren. In diesem Verlag erschien bis 1944 siebenundzwanzig antisemitische Bücher und Broschüren. Der Oberstleutnant Ulrich Fleischhauer war mit einer Frau verheiratet, die in Thüringen Firmen für Produkte aus Glas als Eigentümerin betrieb. Auf diesem Weg war es für ihn möglich, das Vermögen seiner Frau für seinen Verlag und seine antisemitische Pressearbeit einzusetzen. Über die Forschung zum „Weltdienst“ ist damit belegt, dass es deutsch-völkische Bewegung und NSDAP-Landesgruppen in fast allen Ländern auf der Welt gab, nicht nur in Deutschland.
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